Stress
Stress ist eine natürliche Reaktion des menschlichen Organismus auf Anforderungen, die als bedeutsam, herausfordernd oder potenziell bedrohlich wahrgenommen werden. Stress dient dazu, Energie zu mobilisieren, die Aufmerksamkeit zu fokussieren und den Körper auf eine schnelle Reaktion vorzubereiten. Dieser Mechanismus ist sinnvoll, er half unseren Vorfahren, Gefahren zu überstehen. Dieser Prozess läuft heute noch ab, allerdings in einer Umwelt, in der Bedrohungen körperlicher Natur seltener sind, sondern überwiegend psychischer, sozialer und organisatorischer Art.
Wenn wir etwas als belastend oder bedrohlich wahrnehmen, schaltet unser Körper automatisch das Stressprogamm an. Der Herzschlag wird schneller, die Muskeln spannen sich an, wir werden wacher und fokussierter. Hormone werden ausgeschüttet, die uns Energie geben sollen. Für kurze Zeit ist das hilfreich – zum Beispiel, wenn wir etwas Wichtiges erledigen müssen oder wenn wir unter Druck eine Lösung finden müssen.
Problematisch wird Stress, wenn der Körper keine ausreichenden Erholungsphasen erhält und der Stress chronisch wird. Dauerhaft erhöhte Cortisolwerte können das Immunsystem schwächen, Schlafstörungen begünstigen, Konzentrationsfähigkeit reduzieren und langfristig auch körperliche Erkrankungen Mitverursachern.
Eine entscheidende Rolle spielt unser Nervensystem. Während der Stressmodus aktiviert ist, arbeitet der Körper auf Hochtouren. Der Teil des Nervensystems, der für Ruhe, Verdauung und Erholung zuständig ist, hat es schwer gegenzusteuern. Wenn wir nicht bewusst Pausen einbauen, wenn wir ständig funktionieren, schnell reagieren oder für andere da sind, schaltet unser System nicht mehr vollständig zurück.
Zusammenfassend lässt sich Stress als komplexer Prozess zu betrachten, der biologisch, psychologische und soziale Faktoren einschließt. Entscheidend ist nicht das vollständige Vermeiden von Stress, sondern der Umgang damit und die Fähigkeit, nach Belastung wieder in einen ausgeglichenen Zustand zurückzuführen.
Trauma
Der Begriff Trauma bezeichnet im fachlichen Kontext eine extreme Belastungssituation, die die Bewältigungskapazität eines Menschen übersteigt. Entscheidend ist nicht allein das Ereignis selbst, sondern wie das Nervensystem darauf reagiert. Ein Trauma liegt vor, wenn eine Situation als überwältigend, lebensbedrohlich oder absolut unkontrollierbar erlebt wird und der Organismus nicht mehr in der Lage ist, die Aktivierung nach dem Ereignis selbstständig zu regulieren.
Wenn wir eine Situation erleben, die uns Angst macht, hilflos macht und völlig überfordert, fährt der Körper sofort das Notfallprogramm hoch. Der Sympathikus fährt den Körper hoch, Stresshormone werden ausgeschüttet. Bei schweren, plötzlichen Schock oder anhaltender Bedrohung kann es zu einer sogenannten Überwältigungsreaktion kommen: Der Organismus schaltet in Notfallprogramme wie Kampf, Flucht oder wenn dies nicht möglich ist Erstarrung oder Kollaps. Diese Zustände sind evolutionsbedingte Schutzmechanismen, die das Überleben sichern.
Wenn das Trauma nicht vollständig verarbeiten wird, verbleit das Nervensystem in einer Art "eingefrorenem" Aktivierungszustand. Körper und Psyche können dann weiter reagieren, als bestünde die Bedrohung noch. Häufige Folgen sind Übererregbarkeit, Schlafstörungen, erhöhte Schreckhaftigkeit, intrusive Erinnerungen, emotionale Taubheit oder Vermeidungsverhalten. Auf körperlicher Ebene zeigt sich häufig eine anhaltende muskuläre Anspannung die sich nicht bewusst lösen lässt. Die Verbindung zwischen Gehirn und Körper spielt hierbei eine entscheidende Rolle: Trauma ist nicht nur ein psychisches Ereignis, sondern auch ein somatisches.
Wichtig ist die Differenzierung: nicht jedes belastende Erlebnis führt zu einem Trauma. Entscheidend sind Intensität des Ereignisses, individuelle Resilienz, Unterstützung durch das Umfeld und die Möglichkeit, das Erlebe sicher einzuordnen. Auch sogenannte Entwicklungstraumata, also wiederholte, belastende Erfahrungen in frühen Lebensphasen, können langfristige Auswirkungen haben, obwohl sie oft weniger offensichtlich sind als akute Schocktraumata.
Trauma bedeutet nicht, dass ein Mensch beschädigt ist. Es bedeutet, dass sein Nervensystem eine extreme Erfahrung nicht vollständig integrieren konnte. Mit geeigneter Unterstützung – insbesondere durch sichere, ressourcenorientierte und körperbezogene Methoden – kann Regeneration stattfinden. In der heutigen Forschung wird zunehmend deutlicher: Das Nervensystem ist anpassungsfähig, veränderbar und in der Lage, selbst tief sitzende Muster schrittweise zu lösen.
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